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XL ZUR VOLKSKUNDE. Hindus.trägt Ringe an den Fingern und Zehen, klirrende Spangen um die
Arme und Fußgelenke, Halsbänder, Ohrringe, Haarschmuck, der
auf Stirn und Schläfen herabhängt, und fast ohne Ausnahme einen
stattlichen Nasenring; daneben noch häufig eine Art runder Brosche
aus Gold, mit Perlen besetzt, auf einem der beiden Nasenflügel.
Die Vorliebe für Putz und Schmuck ist schon aus der ältesten in-
dischen
Literatur zu belegen.

Die Lebensweise der Hindus ist einfach. Als Nahrungs-
mittel
dienen Fische, Gemüse, hauptsächlich Reis und Hülsen-
früchte
, Milch und etwas flüssige Butter. Verboten sind geistige
Getränke, Eier und Fleisch, mit Ausnahme des von Opfern her-
rührenden
Ziegen- und Schaffleisches, das zuweilen, aber nur von
Männern, gegessen wird. Die männlichen und weiblichen Glieder
einer Familie nehmen ihre Mahlzeiten getrennt; die Männer speisen
zuerst und bekommen das Bessere. Nur am Hochzeitstage darf
die Frau mit ihrem Gatten zusammen beim Mahle sitzen. Diese
merkwürdige Sitte des Getrenntessens reicht nicht nur in das in-
dische
Altertum, sondern bis in die indogermanische Urzeit zurück,
wie durch Belege bei den Griechen, Germanen, Slaven und Armeniern
erwiesen ist, und hat sich nur in dem konservativen Indien bis auf
den heutigen Tag erhalten.

Die Wohnungen der Eingeborenen sind im allgemeinen nach
europäischen Begriffen dürftig. Die indischen Städte sind, mit
Ausnahme der Europäerviertel, eng gebaut und dicht bevölkert, die
Häuser klein und mangelhaft ausgestattet, auch wenn die Besitzer
in guten Verhältnissen leben, die Innenräume winklig, dumpfig und
unsauber. Die Zahl der kleinen Lehmhütten, in denen ganze
Familien Platz finden müssen, ist schon in den Städten nicht gering
und in den Dörfern recht groß; sie sind oft so mangelhaft auf-
geführt
, daß sie sich während der Regenmonate einfach auflösen
und zusammenfallen. In wohlhabenden Familien herrscht noch
vielfach die patriarchalische Hausgenossenschaft und Wirtschafts-
gemeinschaft
mehrerer Generationen. Unter der Leitung eines
Oberhauptes, dem die Entscheidung aller wichtigeren Fragen zu-
steht
, leben oft mehrere verheiratete Söhne mit Frauen und Kin-
dern
, sogar entferntere Anverwandte beieinander. Dieses System
der Großfamilie (joint family system) ist gleichfalls ein Überrest
aus der indogermanischen Urzeit.

Der charakteristischste Teil des indischen Hauses ist die Zenâna,
das abgeschlossene Frauengemach, das in kleineren Häusern einem
Gefängnis gleicht und für die gedrückte und unwürdige Stellung
des weiblichen Geschlechts zeugt. Noch heute wird die Frau meist
in vollkommener Unwissenheit erhalten. Nach dem Zensus von 1901
lernten in Kalkutta, wo die Volksbildung weitaus am höchsten steht,
nur 17½% der Mädchen lesen und schreiben, neben allerdings
auch nur 37% der männlichen Bevölkerung; in Haiderâbâd sinkt